Titelbild zum 71. Social Media Gipfel in Zürich, zeigt Besuchende

71. Social Media Gipfel: Twitlife-Crisis und Social-Media-Müdigkeit

Auf X, vormals Twitter, fühlen sich viele Nutzer:innen nicht mehr richtig abgeholt. Doch welcher andere Microblogging-Dienst dient als echte Ausweichmöglichkeit? Gibt es die überhaupt? Der 71. #smgzh war geprägt von spannenden Thesen, dem Versuch, alternative Kanäle mit Vor- und Nachteilen aufzuzeigen, und nicht zuletzt von einer Prise Nostalgie.

Mastodon, Threads, Bluesky und weitere Twitter-Alternativen – gesucht wurden zwei Referierende, die dazu einen Mehrwert bieten. Dieses Vorhaben für den 71. Social Media Gipfel war alles andere als einfach. Schnell war klar: das Thema treibt viele Nutzer:innen und Organisationen um, doch noch dominieren zahlreiche Fragen und das Bedürfnis nach Orientierung. Man steckt offenbar kollektiv in der Twitlife-Crisis. Auf umso grösseres Interesse stiessen die beiden Kurzreferate von Thomas «Bö» Benkö und Matthias Schüssler .

 

Wisst ihr noch, früher…?

Auf Twitter ist (oder war) man aus einem von zwei Gründen: man will senden oder konsumieren. Letzteres sei für Medienschaffende der grösste Mehrwert von Twitter gewesen, so Bö. Interessante Stories und Trends, das Unmittelbare, die Nähe, die rege Interaktion – Twitter habe weit mehr als reine Newsbeschaffung geboten. Doch dann folgte die Übernahme durch Elon Musk vor rund einem Jahr. Twitter ist nun X. Mit welchen Konsequenzen?

  • Neu bestimmt Musk, was relevant ist: Wer zahlt, kriegt den blauen Haken. Wenn Musk den Auftrag an sein Team erteilt, generiert er die grösstmögliche Sichtbarkeit und lässt sogar den US-Präsidenten hinter sich. Musks Nonchalance im Umgang mit der Plattform prägt X massgeblich.
  • Die User:innen und Werbetreibenden verschwinden: Der Traffic nimmt stetig ab, wichtige Stimmen und Opinion Leader verlassen die Plattform oder denken öffentlich über den Weggang nach. Die Werbeausgaben auf X sinken stark, das Reputationsrisiko ist für Werbetreibende eine Realität.
  • X verliert laufend an Bedeutung. Und doch: für Themen wie Auslandspolitik, Kriegsberichterstattung und Insights in laufende Konflikte könne X nach wie vor wertvoll sein.

 

Und wohin jetzt?

In der Frage nach Alternativen sind sich die beiden referierenden Journalisten in einem Punkt einig: Wir als User:innen müssen die unterschiedlichen Angebote testen, ausprobieren und reinschnuppern. Nur so wird es möglich sein, eine passende Alternative für ein «Leben nach Twitter» zu finden.

Bö sieht in Bluesky das meiste Potenzial, doch müsse sich die Plattform für mehr Relevanz weiterentwickeln. So sei etwa der exklusive Zugang mit Code eine Hemmschwelle und ein Nachteil im Vergleich zu X. Es bestehen zudem noch kaum Features und keine Hashtags. Er plädiert an die Community, sich aktiv auf Bluesky einzubringen, zu sharen und zu kommentieren. Es brauche die Vielfalt, den richtigen Mix an User:innen aus Medien, Organisationen und Politik, um die neue Plattform zu beleben.

Matthias hingegen beobachtet eine übergreifende Social-Media-Müdigkeit. Die Inhalte würden sich alle ähneln, Authentizität und Überraschung blieben aus, echter Austausch nehme ab. Im Fokus der Betreibenden stünde finanzielle Motivation und kaum mehr das ’social‘ in Social Media. Seine These: Die sozialen Medien befinden sich an einem Wendepunkt. Wem Social Media nichts mehr bringe, der solle seine Apps löschen und weitergehen. Für alle anderen: Neugierig bleiben, Geduld und Zeit investieren und neuen Plattformen eine Chance geben.

  • Was wünscht sich unser Community von einer Twitter-Alternative?
  • Gibt es bereits Personen unter unseren Leser:innen, die mit ihrer Organisation erste Erfahrungen sammeln konnten?
  • Wir freuen uns auf eure Kommentare, direkt hier im Blog oder auf unseren Socials (Codes für Bluesky sind ebenso willkommen).

 

Impressionen des 71. Social Media Gipfels von Boris Baldinger

6 Minuten Summary: Die Kernbotschaften im Video von kameramann.ch.

 

 

Vielen Dank an news aktuell für das Sponsoring von Kafi, Gipfeli und Infrastruktur & ans tibits Bistro Zürich für die Gastfreundschaft.